Urwald Hasbruch

Geschichtliche Entwicklung des Urwaldes Hasbruch

Ausschlussholzung

Bis weit in das 19. Jahrhundert wurde der Hasbruch von den Bauern der umliegenden Dörfer als Hutewald genutzt. Durch die zusätzliche starke Holznutzung - auch durch Holzraub - glich das Gelände eher einer offenen Hutelandschaft als einem Wald im heutigen Sinne. Insbesondere östlich des heutigen Waldes gehörten noch weite Flächen, die sich heute im Privatbesitz befinden, zu dieser Landschaft. Urwald

Ab ca. 1830 wurden die Huterechte nach und nach abgelöst und der Wald systematisch zu einem Hochwald umgewandelt. Auf dem weit überwiegenden Teil der Flächen wurde ein Eichen-Hainbuchen-Wald angelegt und gleichzeitig eine systematische Entwässerung geschaffen. Die heute 180 – 200 jährigen Eichenbestände stammen aus dieser Zeit.

Wie es 1889 in der Forstbetriebseinrichtung heißt, wurden auf Vorschlag der Forstleute und auf Anordnung des Großherzogs Nikolaus Friedrich Peter von Oldenburg im Kernbereich des Hasbruch einige besonders markante Bestände des Hutewaldes „aus Pietät und ästhetischen Gründen“ als „Ausschlussholzungen“ in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten. Innerhalb dieses Bereichs waren vorwiegend alte Eichen und Hainbuchen zu finden.

Innerhalb der Ausschlussholzung wurden offiziell ab 1889, tatsächlich aber schon länger, keine forstwirtschaftlichen Eingriffe mehr vorgenommen. Man geht heute davon aus, dass auf dieser Fläche seit ca. 150 Jahren keine forstwirtschaftlichen Eingriffe mehr vorgenommen wurden.

Bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden die ersten bekannten Bilder des Hasbruch. Sie wurden von den Hofmalern des Herzogs von Oldenburg, Ludwig Phillip Strack und Ernst Willers sowie von Friedrich Preller aus Weimar gemalt. Bereits ihre Bilder stellten die urwüchsigen Formen alter Eichen im Hasbruch dar. Durch diese Bilder und durch die Begeisterung vieler Naturfreunde wurde der Hasbruch schon im 19. Jh. in ganz Deutschland bekannt.

Urwald Hasbruch

1938 wurde eine Fläche von 29 ha im Kernbereich als „Urwald Hasbruch“ unter Naturschutz gestellt. Unter dieser Bezeichnung ist der Wald noch heute europaweit bekannt. Dennoch handelt es sich tatsächlich nicht um einen „Urwald“, sondern um einen seit längerer Zeit unbewirtschafteten ehemaligen Hutewald.

Knapp die Hälfte dieser Fläche ist in den 1940er Jahren den kriegsbedingten Not-Brennholzhieben zum Opfer gefallen. Es verblieben 2 Teilflächen in den Forstorten „Heuenbusch" und „Grüppenbührer Seite" von insgesamt 16,8 ha.


Naturwald

UrwaldDie nach dem Krieg verbliebenen „Urwald“-Teilflächen und mehrere dazwischen liegende Waldteile im Bereich der Bachtäler von Brook- und Hohlbäke wurden 1989 zu einem 55,5 ha großen Naturschutzgebiet zusammengefasst. Im Kern bleiben davon 39,3 ha als Naturwald vollkommen sich selbst überlassen.

Naturwälder sind Wälder, die vollständig der eigendynamischen Entwicklung überlassen bleiben. Sie dienen vorrangig Naturschutzzielen und der Erforschung ausgewählter Waldökosysteme. Der Hasbruch und insbesondere die „Urwaldparzellen" haben eine Vielzahl an Forschern und Naturkundlern angezogen. In den letzten Jahrzehnten wurden die Forschungsaktivitäten intensiviert.

Da Teile des Naturwaldes „Urwald Hasbruch“ seit über 150 Jahren nicht mehr bewirtschaftet werden, stellt die Naturwaldfläche im Hasbruch auch eine Besonderheit unter den Naturwaldflächen deutschlandweit dar. Viele andere Naturwaldflächen wurden erst zu einem späteren Zeitpunkt aus der Bewirtschaftung genommen.

Neben dem „Urwald Hasbruch“ existieren im Mittel-Westniedersächsischen Tiefland noch das Herrenholz bei Vechta und der Neuenburger Urwald als seit langer Zeit ungenutzte Hutewaldreste. Der Hutewaldrest im Hasbruch umfasst darunter die größte Fläche.

 

Hainkopfbuchen

Die Hainbuchen haben ehemals überwiegend dem Kopfholzbetrieb gedient. Dazu wurden am „Kopf“ der Bäume – in 2-3 m Höhe (außerhalb der Reichweite des weidenden Viehs) – im Abstand von 10 (bis 40) Jahren alle nachwachsenden Zweige und Äste abgeschlagen und als Brenn- oder Nutzholz verwertet. Heute sind im Naturwald überwiegend nur noch vereinzelte Ruinen dieser ehemals imposanten Bäume zu finden. Aber die mit 400 Jahren älteste und dickste Hainbuche Deutschlands steht im „Urwald Hasbruch“.

Älteste Eiche Niedersachsens (ca. 1.200 Jahre)

Der Hasbruch ist insbesondere durch seine uralten Huteeichen europaweit bekannt. Einige der in der Ausschlussholzung vorhandenen Eichen zählten zu den ältesten Bäumen des Waldes. Teilweise wurden sie nach oldenburgischen Prinzessinnen benannt, wie die Friederiken-, Amalien- und Charlotten-Eiche.

Die Amalieneiche stand im östlichen Bereich des Naturwaldes und brach am 10. Februar 1982 zusammen.

Die Charlotteneiche stand im Forstort Hoye.

Im westlichen Bereich des heutigen Naturwaldes steht heute noch die älteste Eiche des Hasbruch und auch eine der ältesten noch lebenden Eichen in deutschen Wäldern, die Friederikeneiche. Über das Alter der ältesten Eichen im Hasbruch kann nur gemutmaßt werden. So bezieht sich Kohl (1864) auf das Archiv des Oberförsters Ch. C. Erdmann. Darin befanden sich offizielle Berichte, dass sich „bei mehreren gefällten Eichen ein Alter nach Zählung und Berechnungen auf zwischen 1.000 und 1.100 Jahre erwiesen habe“. Das Alter der Friederikeneiche dürfte damit heute auf ca. 1.200 Jahre geschätzt werden.

 

Besonderheiten des Naturwaldes

Eine Besonderheit des Naturwaldes „Hasbruch“ ist sein großer Totholzanteil. So sind im Hutewaldteil des Naturwaldes sind ca. 60 cbm Totholzmenge je Hektar zu finden. Die große strukturelle Vielfalt und die Habitatkontinuität sind besonders wichtige Faktoren für den Artenreichtum dieses Waldes. Sie finden sich insbesondere im Naturwaldbereich.

Durch die zahlreichen Untersuchungen zur Artenausstattung des gesamten Hasbruchs und teilweise auch speziell des Naturwaldes, wird die herausragende Bedeutung des Gebietes für den Naturschutz belegt. Bisher sind mehr als 1.500 Tier- und Pflanzenarten im Hasbruch gefunden worden. Dabei ist die große Zahl verschiedener Pilzarten noch nicht berücksichtigt. Weitere Untersuchungen dürften vermutlich ein Mehrfaches dieser Zahl zu Tage fördern.

In fast allen im Hasbruch gefundenen Tiergruppen finden sich Beispiele für seltene oder gefährdete Arten, die eng an historisch alte Wälder gebunden sind. So sind unter den vielen Käferarten der Eremit, unter den Schnecken der Schwarze Schnegel, unter den Amphibien der Feuersalamander und der Fadenmolch und unter den Vogelarten der Mittelspecht zu finden. Auch unter den Pflanzenarten sind Arten zu finden, die kennzeichnend für die besonderen Standorte historisch alter Wälder im nordwestdeutschen Tiefland sind, wie die Einbeere, Waldsanikel, Hain-Veilchen oder der vom Aussterben bedrohte Safrangelbe Porling.

 

Entwicklung

EicheDer ehemals vorrangig aus Eichen und Hainbuchen bestehende Hutewaldteil befindet sich, wie auch die anderen Bereiche des Naturwaldes, in einem Umbruch. Im Hutewaldbereich ist die ehemals in großer Zahl vorhandene Eiche nur noch durch sehr starke (alte) Bäume vertreten.

Es zeigt sich, dass in einigen Bereichen die Buche bereits zur Hauptbaumart aufgestiegen ist und andere Baumarten beschattet und verdrängt. In anderen Bereichen sind Hainbuche und Schwarzerle zwar deutlich stärker vertreten, die Buche hat aber auch hier bereits ein großes Gewicht. Die Buche kann sich als so genannte Schattbaumart auch an beschatteten Standorten entwickeln.

Die Eiche kommt im Naturwald nur noch in wenigen, alten Exemplaren in der Oberschicht vor und wird zunehmend von der Buche bedrängt und überwachsen. Sie zählt zu den so genannten Lichtbaumarten, die für ihr Wachstum viel Licht benötigen. Da das Eingreifen des Menschen in diesem Teil des Waldes unterbleibt, wird die Buche voraussichtlich langfristig die Eiche überwachsen und sie absterben lassen.

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